Stromnetz: Herausforderung Solarenergie

28. November 2024

Die Photovoltaik erlebt einen Boom. Das ist erfreulich, stellt jedoch das Stromnetz vor grosse Herausforderungen. Lesen Sie, wie die EWS damit umgeht.

Text: Simon Eberhard
Bilder: Philipp Schmidli
Solaranlage auf dem Dach der EWS Energie AG
Solaranlage auf dem Dach der EWS Energie AG

Nicht erst seit der Annahme des Energiegesetzes im vergangenen Juni erlebt die Photovoltaik einen Boom – auch im oberen Wynental. Dies ist erfreulich, stellt jedoch das Stromnetz vor grosse Herausforderungen.

Das Schweizer Stromnetz lässt sich gut mit einem Strassennetz vergleichen: Das Höchstspannungsnetz entspricht den internationalen Autobahnen, das Hochspannungsnetz den grossen Kantonsstrassen und das Mittelspannungsnetz den regionalen Landstrassen. Das Niederspannungsnetz schliesslich entspricht den lokalen Quartierstrassen, die nicht für den grossen Verkehr ausgelegt sind. Fahren darauf zu viele Autos, sind sie schnell überlastet.

Strom läuft neu in zwei Richtungen

Und genau dies ist die aktuelle Herausforderung für das Niederspannungsnetz. Die zusätzlichen «Autos» sind in diesem Fall der Strom, der aus den Photovoltaikanlagen ins Netz eingespeist wird. Dieses ist – um im Bild der Strassen zu bleiben – ursprünglich nur als Einbahnstrasse gebaut worden, da lange Zeit nur eine Richtung nötig war: von der Trafostation bis zum Gebäude.

Mit der Einspeisung aus Photovoltaik hat sich dies jedoch grundlegend geändert. Der Verkehr läuft nun in beide Richtungen, wofür das Netz nicht ausgelegt ist.

Lieferengpässe und Fachkräftemangel als zusätzliche Herausforderung

«Unser Team arbeitet mit Hochdruck daran, das Netz den aktuellen Anforderungen anzupassen», sagt Daniel Sommerhalder, Leiter Anlagen und Netze bei der EWS. «Allerdings müssen wir uns dabei an die geltenden Bauvorschriften halten und Genehmigungen einholen.»

Erschwerend kommen Lieferengpässe sowie der Fachkräftemangel hinzu: So kann es beispielsweise Monate dauern, bis eine neue Trafostation geliefert wird. Und Netzelektriker mit dem nötigen Know-how sind auf dem Arbeitsmarkt sehr schwer zu finden.

Engpass bei der Anschlussbewilligung

All dies führt zu Verzögerungen – und zu der ärgerlichen Situation, dass die Anlage eigentlich bereit ist, Strom ins Netz einzuspeisen, das Netz aber noch nicht ausgebaut ist, sodass die notwendige Bewilligung mehrere Monate oder sogar Jahre auf sich warten lässt. Das ist nicht nur für die Besitzer der Photovoltaikanlage ärgerlich. «Auch uns ist es unangenehm, auf diese Weise als ‹Spielverderberin› wahrgenommen zu werden», sagt Daniel Sommerhalder.

Der Netzausbau benötigt Zeit

Denn der Photovoltaik-Boom der letzten Jahre – der durch das Stromgesetz weiter verstärkt wird – ist grundsätzlich eine sehr positive Entwicklung. «Es liegt uns am Herzen, dass alle, die in die Photovoltaikanlage investieren, bestmöglich von ihrer Anlage profitieren», betont Sommerhalder. «Dennoch benötigt der Netzausbau seine Zeit – und leider können auch wir nicht zaubern.»

Peak Shaving» als möglicher Lösungsansatz

Keine Zauberei, aber ein Ansatz, um das Problem zu entschärfen, ist das sogenannte «Peak-Shaving». Die Idee dahinter: Betreiberinnen und Betreiber einer Photovoltaikanlage speisen nur einen Teil ihrer maximal möglichen Leistung ins Netz ein, beispielsweise 70 Prozent. Den Rest verpflichten sie sich, selbst zu verbrauchen. So könnten alle ihren Strom ins Netz einspeisen.

Strom selbst verbrauchen schont das Netz und spart Kosten

«Wir prüfen aktuell solche Lösungen, jedoch fehlen hierzu derzeit noch die notwendigen gesetzlichen Grundlagen», erklärt Daniel Sommerhalder. Unabhängig davon rät er allen Besitzerinnen und Besitzern einer Photovoltaikanlage, möglichst viel des produzierten Stroms selbst zu verbrauchen. «Mit einem hohen Eigenverbrauch entlasten Sie das Netz und sparen Geld, da Sie so weniger Strom vom Netz beziehen.» Eine Winwin-Situation also. Währenddessen arbeitet das gesamte Team der EWS weiterhin fleissig daran, das Niederspannungsnetz fit zu machen für die Energiezukunft.

Drei Tipps zum Eigenverbrauch

1. Lassen Sie energieintensive, zeitunabhängige Geräte wie beispielsweise den Geschirrspüler, die Waschmaschine oder den Tumbler dann laufen, wenn Ihre PV-Anlage Strom produziert, also tagsüber bei Sonnenschein.

2. Nutzen Sie ein Energiemanagement-System, das die Energieflüsse im Gebäude intelligent steuert – beispielsweise, um die Ladestation Ihres E-Autos dann zu laden, wenn die PV-Anlage Strom liefert.

3. Eine Batterie macht Sie unabhängiger von der Tageszeit: So profitieren Sie auch nachts vom tagsüber produzierten Strom.

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