Die Photovoltaik erlebt einen Boom. Das ist erfreulich, stellt jedoch das Stromnetz vor grosse Herausforderungen. Lesen Sie, wie die EWS damit umgeht.
Text: Simon Eberhard
Bilder: Philipp Schmidli
Nicht erst seit der Annahme des Energiegesetzes im
vergangenen Juni erlebt die Photovoltaik einen Boom – auch im oberen Wynental.
Dies ist erfreulich, stellt jedoch das Stromnetz vor grosse Herausforderungen.
Das Schweizer Stromnetz lässt sich gut mit einem
Strassennetz vergleichen: Das Höchstspannungsnetz entspricht den
internationalen Autobahnen, das Hochspannungsnetz den grossen Kantonsstrassen
und das Mittelspannungsnetz den regionalen Landstrassen. Das Niederspannungsnetz
schliesslich entspricht den lokalen Quartierstrassen, die nicht für den
grossen Verkehr ausgelegt sind. Fahren darauf zu viele Autos, sind sie schnell
überlastet.
Strom läuft neu in zwei Richtungen
Und genau dies ist die aktuelle Herausforderung für das
Niederspannungsnetz. Die zusätzlichen «Autos» sind in diesem Fall der Strom,
der aus den Photovoltaikanlagen ins Netz eingespeist wird. Dieses ist – um im
Bild der Strassen zu bleiben – ursprünglich nur als Einbahnstrasse gebaut
worden, da lange Zeit nur eine Richtung nötig war: von der Trafostation bis zum
Gebäude.
Mit der Einspeisung aus Photovoltaik hat sich dies jedoch
grundlegend geändert. Der Verkehr läuft nun in beide Richtungen, wofür das
Netz nicht ausgelegt ist.
Lieferengpässe und Fachkräftemangel als zusätzliche
Herausforderung
«Unser Team arbeitet mit Hochdruck daran, das Netz den
aktuellen Anforderungen anzupassen», sagt Daniel Sommerhalder, Leiter Anlagen
und Netze bei der EWS. «Allerdings müssen wir uns dabei an die geltenden
Bauvorschriften halten und Genehmigungen einholen.»
Erschwerend kommen Lieferengpässe sowie der Fachkräftemangel
hinzu: So kann es beispielsweise Monate dauern, bis eine neue Trafostation
geliefert wird. Und Netzelektriker mit dem nötigen Know-how sind auf dem
Arbeitsmarkt sehr schwer zu finden.
Engpass bei der Anschlussbewilligung
All dies führt zu Verzögerungen – und zu der ärgerlichen
Situation, dass die Anlage eigentlich bereit ist, Strom ins Netz einzuspeisen,
das Netz aber noch nicht ausgebaut ist, sodass die notwendige Bewilligung
mehrere Monate oder sogar Jahre auf sich warten lässt. Das ist nicht nur für
die Besitzer der Photovoltaikanlage ärgerlich. «Auch uns ist es unangenehm, auf
diese Weise als ‹Spielverderberin› wahrgenommen zu werden», sagt Daniel
Sommerhalder.
Der Netzausbau benötigt Zeit
Denn der Photovoltaik-Boom der letzten Jahre – der durch das
Stromgesetz weiter verstärkt wird – ist grundsätzlich eine sehr positive
Entwicklung. «Es liegt uns am Herzen, dass alle, die in die Photovoltaikanlage
investieren, bestmöglich von ihrer Anlage profitieren», betont Sommerhalder.
«Dennoch benötigt der Netzausbau seine Zeit – und leider können auch wir nicht
zaubern.»
Peak
Shaving» als möglicher Lösungsansatz
Keine Zauberei, aber ein Ansatz, um das Problem zu
entschärfen, ist das sogenannte «Peak-Shaving». Die Idee dahinter:
Betreiberinnen und Betreiber einer Photovoltaikanlage speisen nur einen Teil
ihrer maximal möglichen Leistung ins Netz ein, beispielsweise 70 Prozent. Den
Rest verpflichten sie sich, selbst zu verbrauchen. So könnten alle ihren Strom
ins Netz einspeisen.
Strom selbst verbrauchen schont das Netz und spart Kosten
«Wir prüfen aktuell solche Lösungen, jedoch fehlen hierzu
derzeit noch die notwendigen gesetzlichen Grundlagen», erklärt Daniel
Sommerhalder. Unabhängig davon rät er allen Besitzerinnen und Besitzern einer
Photovoltaikanlage, möglichst viel des produzierten Stroms selbst zu
verbrauchen. «Mit einem hohen Eigenverbrauch entlasten Sie das Netz und sparen
Geld, da Sie so weniger Strom vom Netz beziehen.» Eine Winwin-Situation also.
Währenddessen arbeitet das gesamte Team der EWS weiterhin fleissig daran, das Niederspannungsnetz
fit zu machen für die Energiezukunft.
Drei Tipps zum Eigenverbrauch
1. Lassen Sie energieintensive, zeitunabhängige Geräte wie
beispielsweise den Geschirrspüler, die Waschmaschine oder den Tumbler dann
laufen, wenn Ihre PV-Anlage Strom produziert, also tagsüber bei Sonnenschein.
2. Nutzen Sie ein Energiemanagement-System, das die
Energieflüsse im Gebäude intelligent steuert – beispielsweise, um die
Ladestation Ihres E-Autos dann zu laden, wenn die PV-Anlage Strom liefert.
3. Eine Batterie macht Sie unabhängiger von der Tageszeit:
So profitieren Sie auch nachts vom tagsüber produzierten Strom.
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